Über die Beratungsstelle Migrar* in Frankfurt, die vor allem Arbeitern ohne Papiere weiterhilft, haben wir von der Situation des bulgarischen Arbeiters Biser Rusev erfahren. Er war bei uns im Verein und wir haben versucht mitzuhelfen. Was ist passiert? Biser Rusev wurde mit „Hilfsarbeiten im Bereich Bau“ auf dem Gelände der Infraserv GmbH (Industriepark Höchst) beauftragt. Er wurde am 28. Januar an einem Ziegelbrennofen eingesetzt. Während seiner Schicht rutschte er von der Leiter. Nach einer längeren Odyssee landete er in der Notaufnahme. Dort wurden ein Harnröhrenabriss und weitere Verletzungen diagnostiziert. Eine Notbehandlung wurde vorgenommen und eine Operation spätestens in 4-6 Wochen empfohlen. Biser ist bis heute nicht operiert worden!
„Es war tatsächlich unfassbar, dass das Klinikum – trotz der Notfallindikation, die wir von der Elisabeth-Straßenambulanz eingeholt hatten und am 25. März vorlegen konnten – nicht operieren wollte.“, sagte uns Kirsten Huckebeck von Migrar. „Das war immerhin in der 7. Woche nach dem Unfall. Doch das Klinikum blieb stur: Keine Kostenzusage des Sozialamts – keine Operation!“ Das Sozialamt und das Gesundheitsamt sind lange untätig geblieben. Mittlerweile gibt es eine Kostenzusage aber bis heute konnte Biser nicht operiert werden, weil sich inzwischen der Katheter entzündet hat und die Operation verschoben werden musste.
Ein Menschenleben …
im Ping-Pong zwischen Krankenkasse, Sozialamt und Klinikum. Die Gefahr besteht, dass Biser bis an sein Lebensende inkontinent wird. Er ist jetzt 37 Jahre alt. Seine Zukunft wird in Deutschland durch die brutale Ausbeutung seiner Arbeitskraft zerstört. Es sind nicht nur kleine Unternehmen, die damit Gewinne machen, indem sie keine Sozialversicherung für Arbeitnehmer zahlen. Hinter den vielen kleinen stehen die großen Konzerne und in diesem Fall der Industriepark Höchst., die von der Arbeitsmigration profitieren.
*Migrar ist eine Beratungsstelle für migrantische Arbeiterinnen und Arbeiter, die in Deutschland um ihre Rechte und ihr Lohn betrogen werden.